DJ, 17 Jahre, Warmblut
Wir haben DJ zu uns geholt, als er 10 Jahre alt war (2012). Da er aus einer bekannten Zuchtlinie stammt, hatte er die besten physischen Voraussetzungen, um mit meiner Tochter an Spring- und Dressurturnieren teilzunehmen. Dachten wir. Meine Tochter selbst hatte viel Erfahrungen im Umgang mit Pferden und ihre Trainer waren Bereiter mit Trainerlizenzen. DJ war nun regelmäßig im Training und ging immer wieder lahm und stolperte viel. Demzufolge hatten wir eine gute Verbindung zum Tierarzt. Nachdem meine Tochter für ihr Studium in eine andere Stadt zog, wurden die Probleme nicht besser. Er ging immer wieder lahm. DJ baute mit den Jahren zunehmend körperlich ab. Bei einem MRT am linken Vorderbein wurden schließlich Hufrolle, eine Zyste und ein Chipfragment, welches mit der Sehne verwachsen ist, diagnostiziert, weshalb wir auf Empfehlung des Tierarztes einen hinteren Nervenschnitt machen ließen. Zusätzlich bekam er in dieser Zeit gelbstichiges Fell, was auf ein Stoffwechselproblem hindeutete (Diagnose: Cushing). Er baute Muskeln ab, das Bewegungsmuster war grundlegend falsch; er wirkte depressiv, als hätte er mit seinen 17 Jahren bereits mit dem Leben abgeschlossen.
Ich holte DJ im Sommer 2018 wieder nach Hause. Meine Tochter war mit krankem Pferd und Studium doch etwas überfordert. Durch Bekannte im Stall erfuhr ich von einem Longierkurs, der von Herrn Schöneich durchgeführt wurde. Ich selbst hatte keinerlei Vorkenntnisse und mir sagte die Art des Longierens überhaupt nichts. Es klang interessant. Pferde gerade richten. Davon haben die Reiter immer gesprochen. Also meldete ich uns an. Das war im September 2019.
Wie Herr Schöneich mit DJ arbeitet, faszinierte mich von Anfang an. Er arbeitete hochkonzentriert und nachdem er unser Pferd kennenlernte, konnte er präzise sagen, welche Probleme bei DJ bestanden. Zunächst verhielt sich DJ wie ein klassisches Fluchttier; er wollte der Situation einfach nur entkommen. Doch bereits nach der zweiten Viertelstunde des Longierens konnte Herr Schöneich eine mentale Verbindung zum Tier aufbauen. Viermal eine Viertelstunde Training reichten an diesem Wochenende, um aus unserem DJ ein «neues» Pferd zu machen: Als wir wieder zu Hause waren und ihn zu der Herde stellten, waren wir über alle Maße erstaunt. Er lief über die Weide und die anderen Pferde folgten ihm wie einem Leithengst - DJ ist ein Wallach, und bis dahin hatten die anderen Pferde sich kaum für ihn interessiert. Da wussten wir, wenn wir DJ seine Lebensqualität zurückgeben wollten, musste er in die Therapie zu Schöneichs. Diese begann im Oktober 2019. Dort blieb er 10 Wochen. Nach dieser Zeit haben wir ein munteres, aufmerksames und muskulöses Pferd mit nach Hause genommen.
Nun musste aber auch ich alles über das Reiten und Longieren lernen, um mit DJ mithalten zu können. Also fuhr ich erneut 2 Wochen nach Goch und nahm das Projekt in Angriff. Bei Frau Schöneich hatte ich meine ersten Sitzschulungen. Anders als zuvor, hatte ich jetzt das Gefühl, eine richtige Verbindung zum Pferd im Sattel zu haben. Nachdem ich wieder zu Hause war, versuchte ich konsequent mit DJ zu arbeiten und mich darauf zu konzentrieren, mich auf das Pferd einzulassen und mich gleichzeitig willensstark durchzusetzen. Immer, wenn es nicht so klappte, wie es sollte, wusste ich, dass es an meiner Körpersprache liegt. Dann habe ich geübt, geübt, geübt. Mittlerweile bin ich nun das dritte Mal bei Schöneichs und lerne das Reiten. Obwohl ich nie auf das Pferd wollte.
Was mir sehr geholfen hat, die Arbeit von Familie Schöneich zu verstehen, war, dass ich selbst seit einigen Jahren aktiv Sport mache und dabei neue Bewegungsmuster gelernt habe. Ich selbst bin dabei viel fitter geworden und mein Stoffwechsel ist aktiver - ich hätte nicht gedacht, dass ich mich mal mit 54 besser fühlen würde als mit 40.
Die Bilanz nach einem guten Jahre Training mit, bei und von Schöneichs ist ein ausgeglichenes, selbstbewusstes und muskulöses Pferd mit viel Lebensfreude. DJ ist munterer, aufmerksamer und sieht jünger aus als vor der Therapie. Er bekommt nun auch ausgewogenes Futter, nicht nur Gerste und Hafer. Durch das Futter und das regelmäßige Longiertraining, das ich von Schöneichs gelernt habe, bleiben die Muskeln gut erhalten. Das wichtigste ist, dass DJ selbst auch richtig Spaß an der Arbeit hat. Dabei hilft auch die mentale Verbindung zwischen uns, die mittlerweile sehr stabil ist.
Die Art, wie Schöneichs mit den Pferden umgehen, ist die logische Herangehensweise, wie mit Pferden generell umgangen werden sollte - ganz einfach.
Text: Bettina Tauber