Diopter aka Djonny, 6 Jahre, Deutsches Sportpferd
Vor ca. zweieinhalb Jahren habe ich mir endlich den Traum von einem eigenen Pferd erfüllt. Stolz wie Oskar, wollte ich alles richtig machen.
Die Wahl fiel auf den hübschen 5-jährigen Fuchs Wallach Djonny, der in der Thüringeti aufgewachsen ist. (Für die, die es nicht wissen: Die Thüringeti ist ein Projekt in Thüringen, wo die Pferde die ersten Lebensjahr als Wildpferde in der Herde ohne menschlichen Kontakt aufwachsen dürfen.) Die Voraussetzungen, durch die artgerechte Aufzucht waren also gegeben und eigentlich hätte es keine großartigen Probleme mit der Gesundheit des jungen Pferdes geben dürfen – so dachte ich...
Doch da hatte ich die Rechnung ohne einen entscheidenden Faktor – die natürliche Schiefe - gemacht. Besser ausgedrückt, ohne die Problematiken, die sich auf Grund der natürlichen Schiefe ergeben.
Angefangen hat alles ca. ein halbes Jahr nachdem ich Djonny gekauft habe. Nach einem kleinen Unfall ging Djonny zwei Tage später lahm. Nachdem zunächst durch einen Tierarzt die tollsten Diagnosen von Sehnenschaden bis hin zu Spat auf den Tisch gebracht wurden, holte ich mir eine zweite Meinung ein. Der zweite Tierarzt diagnostizierte eine Entzündung im Kniegelenk. Diese wurde daraufhin mit einem arthroskopischen Clean-up und einer Injektion behandelt.
Nach erfolgreicher Aufbauphase durften wir endlich wieder starten. Ich nahm also wieder regelmäßig Unterricht und hatte das Ziel, Djonny gemeinsam mit meiner Reitlehrerin und einem Bereiter langsam und dem Alter entsprechend weiter auszubilden. Natürlich hatte ich zunächst immer im Hinterkopf «hoffentlich hält das alles mit dem Knie». Doch das Glück schien mit uns und es ging bergauf.
Bis zum Frühjahr 2019, als das Schicksal erneut zuschlug. Diesmal in Form eines Griffelbeinbruchs. Diesen zog sich Djonny während eines Koppelunfalls zu. Leider konnte der Griffelbeinbruch nur operativ behandelt werden, indem das abgebrochene Knochenfragment entfernt wurde. Anschließend begann wieder die Aufbauphase.
Doch es dauerte nicht lange, bis die nächste Lahmheit auftauchte. Diesmal eine Entzündung in beiden Hufgelenken vorne. Diese wurden ebenfalls mit einer Injektion behandelt. Doch diesmal war die Schulmedizin am Ende; die Injektionen zeigten keine Wirkung. Sie konnten die Problematik der natürlichen Schiefe von Djonny nicht mehr «überdecken».
Als letzte Möglichkeit bot mir der Tierarzt eine Stammzellentherapie an. Seine andere Alternative war die Euthanasie. Vor diese Wahl gestellt kam also nur die Stammzellentherapie für mich in Frage, welche meiner Meinung nach, im nachhinein betrachtet, eine Tortur war. Doch was tut man nicht alles, wenn laut Tierarzt die andere Möglichkeit der Tot des Pferdes ist?! Kurz nachdem ich Djonny also mit der Stammzellentherapie hatte behandeln lassen, stieß ich durch Zufall auf Familie Schöneich. Eine Freundin machte mich auf ihre Arbeit aufmerksam.
Kurzentschlossen meldete ich mich also für einen Kurs bei mir in der Nähe an. Natürlich hatte auch ich zunächst meine Zweifel, ob das nicht auch wieder so ein Hokuspokus ist, denn es in der Reiterwelt leider viel zu häufig gibt. Doch in den drei Tagen währen des Kurses konnte ich verschiedene Pferde sehen und kennenlernen. Vom fortgeschrittenen, das schon seit mehreren Jahren nach den Prinzipien der Schiefentherapie® bzw. des Anatomisch Richtigen Reitens gearbeitet wird bis hin zum Neuling, der das erste Mal von Herrn Schöneich am Kappzaum gearbeitet wurde. Nachdem ich den Fortschritt, gerade bei den Neulingen, miterleben durfte und auch mit Herrn Schöneich über meine Situation sprechen konnte, war für mich der Entschluss gefasst. Djonny kommt sobald wie möglich nach Goch ins Zentrum für Anatomisch Richtiges Reiten.
Wir warteten dann noch ab, bis der Tierarzt das «Go» gab, als Djonny wieder lahmfrei im Trab gehen konnte. Anfang Dezember 2019 schickte ich Djonny dann auf die Reise nach Goch. Von Anfang an, waren Familie Schöneich und die angehende Schiefen-Therapeutin Katja Rademacher sehr bemüht, mir meine Sorgen zu nehmen und forderten mich auf, Vertrauen in ihre Arbeit und Erfahrung zu haben.
Als ich nach zwei Wochen Djonny endlich besuchen kam, wurde ich von einem dreckigem, aber glücklichen Pferd auf der Koppel begrüßt, welches fröhlich mit seinen Freunden spielte. Ein Bild für die Götter von dem ich nach diesem harten Jahr nicht mehr zu träumen gehofft hatte. Das Vertrauen hatte sich ausgezahlt, trotz Toben auf der Koppel kam die Lahmheit nicht zurück. Auch mit der Arbeit an der Longe hatte Herr Schöneich mit Djonny begonnen. Und obwohl Djonny zunächst noch «taktete» war dies keine medizinische Lahmheit wie mir Herr Schöneich versicherte, sondern kam von den Verspannungen, welche durch die entstandenen Kompensationsmuskeln ausgelöst wurden. Tatsächlich wurde das Takten zum Ende der Trainingseinheit weniger.
Nach ca. zwei Monaten in Goch wollte ich nun auch lernen und genauer verstehen, wie die Arbeit von Familie Schöneich aussieht. Also machte ich zweieinhalb Wochen Urlaub in Goch. Während dieser Zeit waren Familie Schöneich und das komplette Team stets damit bemüht, mir all meine Fragen zu beantworten und tiefere Einblicke in ihre Arbeit zu geben. Auch in die Arbeit an der Longe wurde ich von Herrn und Frau Schöneich eingeführt. Schnell merkte ich, dass das alles viel einfacher aussieht als es tatsächlich ist. Ich konnte nicht mehr nur wie früher in der Mitte stehen und blöd gesagt, die Peitsche schwingen, sondern musste mich auf die richtige Position zum Pferd konzentrieren, auf die richtige Biegung und Stellung, auf meine eigene Bewegung und natürlich immer im Blick behalten, dass das Pferd nicht wieder auf die Vorhand fällt.
Auch die Übersetzung vom Boden in den Sattel stand nun an. Djonny meisterte sein «erstes Mal» mit Bravour. Doch nach ein paar Tagen stellte sich heraus, dass Djonny ein Satteltrauma hatte und er wurde kurzentschlossen für die Übergangszeit mit Westernsattel geritten. Auch hier merkte man wieder, dass jeder Einfluss auf das Pferd von Familie Schöneich beachtet wird und nach der Ursache geforscht wird, um wirklich eine Lösung zu finden. Es wird nicht einfach versucht ein Symptom zu behandeln, damit das Pferd wieder funktioniert. Der Höhepunkt stand am Ende meines Aufenthalts an, als ich das erste Mal wieder selber in den Sattel steigen durfte. Ein wunderbares Gefühl, es fühlte sich so leicht an und Djonny ging locker vorwärts, als wenn es das Selbstverständlichste für ihn wäre. Von dem einst verspannten und manchmal «klemmigen» Pferd war nichts mehr übrig. Djonny hatte Schwung entwickelt und wieder Spaß daran gefunden sich unter dem Reiter zu bewegen, was man ihm auch anmerkte. Und das ist erst der Anfang, wir starten nun wieder ganz neu und von vorne.
Aufgrund meiner Ausbildung habe ich mich dazu entschlossen, Djonny für vier bis fünf Monate zur angehenden Schiefen-Therapeutin Jessica Maas in Beritt zu geben. Hier kann Djonny das Erlernte nun festigen, bevor er mir anschließend beibringt, ihn richtig und ohne Druck zu reiten.