Gina, Quarter-Horse
2017 war ein spannendes und schönes Jahr – dachte ich... Meine Stute Gina und ich starteten auf vielen Turnieren, gewannen Schleifen und Pokale und schafften den Aufstieg in die LK3. Mächtig stolz und motiviert starteten wir das Jahr 2018 mit dem Ziel, wieder viele Turniere zu besuchen. Wir trainierten sehr viel. Im Nachhinein muss ich mich fragen: Was habe ich denn trainiert? Patterntraining, Manövertraining.
Über ein geradegerichtetes Pferd hatte ich mir keine Gedanken gemacht. Im Frühjahr 2018 fing Gina an zu lahmen. Am Anfang dachte ich mir, dass ich vielleicht zu viel trainiert hätte und gab ihr erst einmal ein paar Tage Pause. Leider hat das nichts gebracht. Wir gingen zum Tierarzt. Es wurden Röntgen- und Ultraschallaufnahmen gemacht. Eine Entzündung im Karpalgelenk wurde diagnostiziert. Woher die Entzündung kam, konnte mir niemand sagen. Schmerzmittel, Salben und Boxenruhe wurden verschrieben. Das Ganze wiederholte sich mehrfach im Laufe der Wochen/Monate. Da dies alles nicht zum gewünschten Erfolg führte, kam mehrfach der Osteopath, der Homöopath, der Zahnarzt, der Sattler. Kein Erfolg. So langsam hatte ich mich mit dem Gedanken abgefunden, dass ich mit meiner Gina nur noch spazieren gehen konnte. Ich war unsagbar traurig, sie ist eine so tolle Stute. Es brach mir das Herz, daran zu denken, sie nicht mehr reiten zu können.
Zu guter Letzt wechselten wir unseren Hufschmied. Das war unser Glück. Unser lieber Hufschmied schaute sich Gina an und sagte zu mir: «Mädel, siehst du das nicht, wie ungleich dein Pferd bemuskelt ist? Sie ist doch komplett schief.» Nein, ich hatte noch nie darauf geachtet. Tag ein Tag aus rannte ich durch den Stall und sah das nicht? Unser Hufschmied erzählte mir vom Zentrum für Anatomisch Richtiges Reiten und von Herrn Schöneich und meinte, ich solle doch einmal schauen, ob ich nicht einen Platz bekäme auf einem seiner Kurse. Ich durchforstete das Internet, kaufte mir das erste Buch «Die Schiefen-Therapie» (das zweite Buch «Die Kraft der Diagonalen» habe ich natürlich auch – war damals aber noch nicht auf dem Markt) und meldete mich dann auf einem seiner Kurse an. Vor dem Kurs war ich sehr nervös, ich hatte zwar das Buch gelesen, hatte aber einfach Vieles nicht verstanden und auch noch nie zuvor gehört. Mich plagten schon extreme Zweifel, muss ich zugeben.
In der ersten Einheit schaute sich Herr Schöneich meine Gina zuerst einmal ganz genau an. Er zeigte mir unter anderem Ginas stark ausgeprägten Unterhals, die Verspannung in diesem Bereich, die sie auch schmerzte, die fehlende Muskulatur an Rücken und Hinterhand und die Vorderlastigkeit. Wir sprachen über ihr Haarkleid. Am Unterhals hatte sie viele einzelne längere Haare, die vom normalen Haarkleid abstanden. Außerdem hatte der Hals eine andere Fellfarbe als der Rest des Pferdes. Herr Schöneich erklärte mir, dass dies mit der Durchblutung des Halses und auch mit dem Stoffwechsel zusammenhinge. Er versicherte mir, dass sich das Fell im Laufe des Trainings verändern würde. Ganz ehrlich? Ich dachte mir in dem Moment: NIEMALS. Die längeren Haare und auch die unterschiedlichen Farben lägen am Winterfell und am Eindecken des Pferdes, glaubte ich…
Danach wurde ich aber eines Besseren belehrt. Ich hätte das niemals geglaubt, wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, wie sich Glanz und Farbe des Fells mit dem Longentraining nach wenigen Einheiten verändern. Alles, was Herr Schöneich mir erklärte, ergab einen Sinn. Es hatte Hand und Fuß. Es war logisch. Trotzdem war ich nach dieser ersten Einheit fix und fertig. Was hatte ich die ganzen Jahre nur getan? Warum hatte ich das nicht selbst gesehen? Ich war so enttäuscht von mir selbst. Der weitere Kursverlauf war ebenfalls sehr interessant. Extrem auffällig war, wie zufrieden die Pferde während und nach dem Longentraining waren. Herr Schöneich hilft den Pferden mit seiner ruhigen, konsequenten und trotzdem sanften Art, ihre eigene Diagonale zu finden und auch bei Gina war bereits in den letzten Einheiten ein leichtes Schwingen des Rückens zu erkennen.
Am letzten Kurstag ging es nun darum, wie es weitergehen sollte. Ich fragte Herrn Schöneich, was ich nun tun solle. Er meinte, ich solle Gina zu ihm ins Zentrum bringen. Unsere Pferde leben bei uns am Haus. Es sind für uns vollwertige Familienmitglieder. Ich verbringe meine komplette Freizeit mit ihnen, daher konnte ich mir das zuerst einfach nicht vorstellen. Mein Pferd in fremde Hände geben? 600 km weit weg? Jemand «Fremdes» zu vertrauen? Nicht da zu sein, um zu kontrollieren? Bekommt sie genug zu fressen? Darf sie raus? Was ist, wenn etwas passiert? Unzählige Fragen gingen mir durch den Kopf, und ich hatte schlaflose Nächte. Trotz meiner tausend Ängste entschied ich mich, Gina am Zentrum für ARR für acht Wochen Trainingsaufenthalt anzumelden und hatte das Glück, dass ich sie bereits wenige Wochen später bringen durfte.
Am 2. Januar 2019 fuhren mein Mann und ich unsere Gina ins Zentrum für ARR nach Goch. Wir hatten die Woche noch Urlaub genommen; mussten doch erst einmal schauen, ob wir sie auch ohne Bedenken wirklich dort lassen könnten. Gina durfte in den Offenstall. Sie fühlte sich sofort wohl und war «zuhause». Auch im Zentrum für ARR leben die Pferde direkt am Haus von Familie Schöneich. Wie bei uns zu Hause, dachte ich mir. Die Boxen sind mit richtig viel Stroh eingestreut, die Pferde haben immer Heu und es fehlt ihnen an nichts. Auch die Boxen-Pferde haben ihren täglichen Auslauf. Die Pferde werden wirklich sehr gut versorgt. Frau Rachen-Schöneich gibt sich auch mit der Fütterung extrem viel Mühe und ein Ernährungsplan wird für jedes Pferd individuell erstellt. Ich füttere meine Pferde auch jetzt noch mit dem empfohlenen Futter.
Die nächsten Tage waren sehr interessant und lehrreich. Es wurde eine Video-Analyse durchgeführt. Das empfehle ich wirklich jedem. Hier wird die Bewegung des Pferdes im Longentraining festgehalten. Anschließend wird diese Aufnahme in Zeitlupe angeschaut und analysiert. Immer mehr verstand ich, um was es eigentlich geht. Es fiel mir trotzdem schwer, ohne mein Pferd wieder nach Hause zu fahren. Dies war wirklich das allererste Mal, dass ich sie aus der Hand gab. Drei Wochen später fuhren wir wieder nach Goch. In der Zwischenzeit war der Chiropraktiker, Vet. Manuel Fernandez-Cuevas, da gewesen und hatte Gina behandelt, ebenso der Zahnarzt und der Hufschmied. Wir waren sehr gespannt.
Wir holten Gina vom Offenstall und nahmen ihr die Decke ab. Mein Mann und ich konnten nicht glauben, was wir sahen. Gina hatte sich extrem verändert. Nach drei Wochen! Sie war komplett anders bemuskelt. Der Unterhals war zurückgegangen, das Haarkleid glänzend, der Rücken kam nach oben, die Hinterhand war deutlich stärker ausgeprägt. Wir waren begeistert. Und an der Longe? Sie lief klar, das erste Mal seit einem Jahr. Keine Taktunreinheit, keine Vorderlastigkeit. Nichts. Sie lief ganz zufrieden, losgelassen und mit einem nach oben schwingendem und tragfähigem Rücken. Mit einem sehr guten Gefühl fuhren wir wieder nach Hause.
Nach weiteren zwei Wochen fuhr ich wieder ins Zentrum für ARR. Ich blieb dann drei Wochen bis zum Ende des Trainingsaufenthaltes. Es ging ja nun darum, das alles selbst zu erlernen und umzusetzen. Das Longieren fiel mir anfangs sehr schwer. Am schwierigsten war für mich das Umdenken von der Vertikalen in die Horizontale. Herr Schöneich gab sich viel Mühe, mir alles zu erklären. Ich durfte mir sehr viele Pferde im Longentraining und natürlich auch beim Reiten ansehen. Dabei habe ich viel gelernt. Das Schöne am Aufenthalt im Zentrum ist, dass man so viele Pferde sieht: Pferde, die ganz am Anfang stehen und zu erleben, wie sie sich in kürzester Zeit verändern. Und dann sieht man Pferde wie zum Beispiel «Delle», das Pferd von Familie Schöneich. Es ist ein Traum, die Bewegungen dieses Pferdes anzuschauen. Dieses Pferd steht für Takt, Schwung und Losgelassenheit. Ein Tänzer!
Nach dem Longieren ging es darum, das Ganze in den Sattel zu übertragen. Nach über einem Jahr Reitabstinenz durfte ich nun an der Longe in den Sattel steigen. Es war der Wahnsinn! Wir schwebten wie auf Wolken. Ich hatte ein komplett anderes Pferd unter mir. Gina hatte so viel Schwung, dass es mir anfangs tatsächlich etwas schwer fiel, sie zu sitzen. Es war einer meiner glücklichsten Momente, nach so einer langen Durststrecke, endlich wieder auf meinem Mädel sitzen zu dürfen. Ich musste mich extrem beherrschen, vor Freude nicht zu weinen. Es folgten einige Sitzschulungen bei Frau Rachen-Schöneich. Darauf hatte ich mich schon sehr gefreut, da ich schon im Vorfeld so viel Positives über diese Sitzschulungen gehört hatte. Diese Einheiten sind etwas ganz Besonderes. Mir war zuvor nie bewusst gewesen, wie wichtig der Sitz eigentlich ist. Frau Rachen-Schöneich lehrt einen, mit ihrer einfühlsamen Art, mit dem Pferd eins zu werden, mit dem Pferdekörper zu verschmelzen, zu spüren, wie das Pferd bergauf geht – und das ist so unsagbar schön. So macht Reiten wirklich Spaß. Und… ich habe keine Rückenschmerzen mehr.
Nach den Sitzschulungen durfte ich auf den Reitplatz. Das Reiten ohne die Begrenzung des Longierzirkels fiel mir anfangs nicht leicht. Es ist ein anderes Reiten. Der Fokus liegt auf dem Geraderichten des Pferdes, was an erster Stelle steht. Doch durch die gute Vorbereitung über die Sitzschulung und durch den tollen Unterricht von Frau Rachen-Schöneich haben wir auch das gemeistert. Frau Rachen-Schöneich erinnert einen mit ihrer liebevollen Art immer wieder an den korrekten Reitersitz. Ich höre sie auch jetzt immer noch, habe ihre Stimme immer im Ohr, wenn ich alleine zuhause reite, sie reitet sozusagen immer mit: «Mach dein Bein lang, rechte Schulter zurück, ruhig sitzen, Beckenboden nach vorne kippen, Bauchnabel rein, Brustbeinspitze raus,...». Anfang März fuhren wir dann wieder nach Hause. Ich bin überglücklich, dass wir diesen Weg für uns und unsere Pferde gewählt haben (wir haben vier Pferde – die anderen haben wir natürlich auch umgestellt). Wir sind fest am Üben, und ich freue mich schon auf die nächsten Schritte. Ich werde auf jeden Fall weiterhin Kurse von Frau und Herrn Schöneich besuchen und im Juni werde ich wieder eine Woche Reiterurlaub im Zentrum für ARR verbringen. Ich freue mich schon riesig.
Liebe Familie Schöneich, wir möchten uns hiermit herzlichst bei Ihnen bedanken, dass Sie uns den richtigen Weg für die Gesunderhaltung unserer Pferde gezeigt haben, für die vielen lehrreichen Stunden, für Ihre Geduld mit mir, für die liebevollen warmen Worte, aber auch für die ehrliche Kritik und die Motivation, immer nach vorne zu schauen. Und natürlich im Vorfeld schon Danke für die zukünftige Betreuung. Ein ganz großer Dank gilt selbstverständlich auch dem kompletten ARR-Team, Frau van de Loo, die das Büro managt und Trainingsaufenthalte, Kurse etc. organisiert. Sie steht einem bei allen Fragen immer gerne zur Verfügung. Mit ihrer freundlichen, kompetenten und zuvorkommenden Art fühlt man sich stets bestens aufgehoben. Danke an Anne, die mir meine Gina, als Bereiterin, super vorbereitet hat und an Panno, der mit seiner fröhlichen Art und einem permanenten Grinsen im Gesicht immer gute Laune versprüht.