Ubio, 11 Jahre, PRE
Im Mai 2003 wurde der 11-jährige gekörte PRE-Hengst in Madrid gekauft. Die Umstellung war für ihn und uns sehr schwierig. Er war Menschen gegenüber äußerst zurückhaltend und vieles bereitete ihm Stress. Am Anfang war beim Reiten nichts Auffälliges zu erkennen. Mit der Zeit wurde das Pferd immer hektischer, teilweise sogar panisch. Darauf reduzierten wir das Training und ließen einen Pferde-Physiotherapeuten kommen.
Am 8. August 2003 fanden wir den Hengst schweißgebadet und zitternd in seiner Box vor. Er ließ sich nur schwer beruhigen und hatte immer wieder Panikanfälle. Bis heute wissen wir nicht, was vorgefallen war. Sein Zustand verschlechterte sich zusehends, sodass wir ihn nach Gießen in die Uni-Klinik brachten. Er wurde komplett untersucht, und es wurde nichts Erklärendes gefunden. Nach zwei Wochen Klinikaufenthalt durfte er wieder nach Hause. Etwa zwei Wochen später fing er wieder an zu zittern. Er schwitzte stark und rannte panisch in seiner Boxe umher. Nur dieses Mal war es so gravierend, dass der Tierarzt nicht mehr viel Hoffnung hatte. Das Pferd kam erneut nach Gießen in die Uni-Klinik. Wieder wurde nichts gefunden. Da ich abklären wollte, ob der Hengst überhaupt noch reitbar war, wurden wir für eine Kernspintomographie nach München in die Uni-Klinik geschickt. Nach vier Wochen wurde er endlich entlassen. Auch beider Kernspintomographie wurde nichts gefunden.
Trotzdem lautete die Prognose: weitere Nutzung als Reit- zw. Turnierpferd unwahrscheinlich. In der Zwischenzeit war ich einfach dankbar, dass der Hengst noch lebte und hatte mich darauf eingestellt, dass er bei und als Koppelpferd das Gnadenbrot erhält.
Zufällig hatte uns eine Bekannte auf das Zentrum für Anatomisch Richtiges Reiten ARR in Rheurdt, heute in Bedburg-Hau, aufmerksam gemacht. Schnell wurde ein Diagnosetermin vereinbart. In Rheurdt angekommen, wurde der Hengst erst mit Kappzaum longiert und dabei gefilmt. Anschließend wurden die Probleme besprochen und geklärt, ob es sich um einen Links- oder Rechtshänder handelte (wichtig für die spätere Handführung beim Reiten). Klaus Schöneich machte mir Mut und war sehr sicher, den Hengst wieder aus seinem Tief herauszuholen. Der Hengst blieb dann drei Wochen zur Behandlung in Rheurdt. Ich wurde aufgefordert, die letzte Woche dazuzukommen.
Ich war einfach nur begeistert, als ich meinen Hengst wiedersah. Er strahlte regelrecht und hatte wieder Spaß am Leben. Die ersten zwei Tage wurde ich mit der Longenarbeit konfrontiert Es war nicht einfach, aber ich wollte dieses System lernen. Geduldig erklärte mir Klaus Schöneich immer wieder, auf was es ankommt. Der Kernsatz lautet: Das Pferd muss sich im Schwerpunkt befinden, das heißt, es muss sich selbst tragen können, bevor es den Menschen tragen kann!
Zu Hause angekommen, war ich wieder auf mich alleine gestellt. Eisern hielt ich mich an die mitgegebenen Anweisungen. Langsam fing ich beim Reiten an, kleine Lichtblicke zu entdecken. Ich merkte plötzlich, wie sich die Pferde (ich habe alle meine Pferde umgestellt) immer leichter bewegten. Kein Druck, keine Hilfsmittel waren mehr nötig. Das war die Reiterei, die ich immer gesucht hatte und endlich gefunden habe. In der Zwischenzeit habe ich meine Schüler auf die «Schöneich-Methode» umgestellt. Mit ihnen habe ich dieselben positiven Erfahrungen gemacht.
Ich persönlich bin sehr glücklich, diesen Schritt gemacht zu haben und kann allen Neulingen nur Mut zusprechen, sich nicht beirren zu lassen und einfach ruhig weiterzumachen. Der Erfolg wird nicht ausbleiben!
Nach dem Aufenthalt im Zentrum für ARR ging Ubio sehr viele S-Prüfungen, gewann viele, war immer hochplatziert, auch international, wie auch am Pfingstturnier in Wiesbaden. Aufgrund seiner Erfolge wurde er 2006 in Darmstadt gekört und als erster PRE in Deutschland für die Warmblutzucht anerkannt.
2008 wurde Ubio gesund aus dem internationalen Turniersport genommen. Er hat ein sehr abwechslungsreiches Leben bei uns. Er wird als Deck- und Probierhengst für das Gestüt eingesetzt. Seine heute noch tolle Einstellung zur Arbeit hat ihn auch zum super Lehrpferd gemacht. Selbst im hohen Alter ist er noch sehr frisch und ausdrucksstark, sodass er im April 2010 mit seiner Reiterin Lisa Marie das silberne Reitabzeichen als Tagesbeste mit Wertnote 8,0 bestanden hat!
Ich möchte mich auch im Namen meiner Pferde bedanken, dass Sie uns den Weg zur Losgelassenheit und damit das Tor zum persönlichen und sportlichen Erfolg geöffnet haben.
Hochachtungsvoll, Ihre
Elizabeth Eversfield